Infantile Cerebralparese (Zerebrale Bewegungsstörung)
Definition
Infantile Cerebralparese (ICP) oder ,,Cerebralparese- von cerebrum (Gehirn) und parese (Lähmung)-'' ist eine bei Kindern auftretende neurologische Behinderung infolge einer Schädigung der motorischen Zentren im Gehirn. Diese Schädigungen äußern sich meist nicht nur durch spastische Störungen des Nerven- und Muskelsystems, sondern auch durch sensorische Störungen. Ein englischer Orthopäde William John Little beschrieb diese im 19. Jahrhundert und daher wird die infantile Cerebralparese auch (veraltet) als Littleschen Krankheit (,,Little Disease'') bezeichnet.
Bei der infantilen Cerebralparese handelt es sich um einen nicht fortschreitenden Endzustand einer funktionellen Hirnschädigung. Ursachen liegen in frühkindlichen Hirnschädigungen, welche durch Nabelschnurkomplikationen, Hirnblutungen, Sauerstoffmangel, Infektionen und Unfälle entstehen können. Diese Ursachen der Hirnschädigungen entstehen vor der Geburt (pränatal), im Laufe der Geburt (perinatal) oder nach der Geburt (postnatal).
Typisch für die ICP sind sehr unterschiedliche, komplexe Bewegungsstörungen, die sich auf die Bereiche Tonus, Stärke, Koordination und Bewegungsabläufe der Muskulatur beziehen.
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Infantile Zerebralparese
Spastische tetraplegische Zerebralparese
Spastische diplegische Zerebralparese
Infantile hemiplegische Zerebralparese
Dyskinetische Zerebralparese
Ataktische Zerebralparese
Sonstige infantile Zerebralparese
Infantile Zerebralparese, nicht näher bezeichnet
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ICD-10 online (WHO-Version2006)
Häufigkeit
In den Meisten Fällen ist infantile Zerebralparese eine Mehrfachbehinderung. Statistisch gesehen liegt die Häufigkeit aller Lebendgeborenen bei etwa 0,3 Prozent, also drei von 1000. Besonders Frühgeborene sind von dieser Beeinträchtigung betroffen. Sehr kleine Frühchen leiden etwa 100- bis 300-mal häufiger an einer ICP als reif geborene Kinder.
Bei nur etwa 50 Prozent der betroffenen Kinder lassen sich die Ursachen nachweisen.
Krankheitsursachen
Der Verlauf der Erkrankung ist grundsätzlich vom Zeitpunkt der Schädigung abhängig. Je früher die Schädigung in der Schwangerschaft auftritt, desto schwerwiegender sind die Folgen für das Kind. Der Zeitraum der auftretenden Hirnschädigung liegt zwischen Schwangerschaftsbeginn und dem Ende der Markreifung im 4. Lebensjahr.
,,Pränatal (vor der Geburt), ca. 20 Prozent der Fälle mit ICP
Ø Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie)
Ø Vergiftungen (Intoxikationen) durch Medikamente, Alkohol, Kohlenmonoxid
Ø Infektionskrankheiten der Mutter (Röteln, Toxoplasmose)
Ø Genetische Störungen
Ø Mutterkuchenfehlfunktion (Plazentainsuffizienz)
Ø Stoffwechselstörungen
Ø Nabelschnurkomplikationen (z.B. Unterversorgung)
Ø Erbkrankheiten / Chromosomenbesonderheiten
Perinatal (während der Geburt), ca. 60 Prozent der Fälle mit ICP
Ø Mutterkuchenlösung
Ø Geburtstraumatische Schäden (Hirnblutungen)
Ø Risikogeburten (Frühgeborene) mit Sauerstoffmangel
Ø Nabelschnurverlegung
Postnatal (nach der Geburt), ca. 20 Prozent der Fälle mit ICP
Ø Infektionskrankheiten (Hirnhautentzündung)
Ø Blutgruppenunverträglichkeit
Ø Schädel-Hirntrauma
Ø Hirngefäßverschlüsse (Thrombose, Embolien) als Folge mit Infektionen''
Die normale Entwicklung und Ausprägung des Zentralnervensystems ist durch die Schädigung verhindert. Dadurch ist die Entwicklung der Willkürmotorik gehemmt und die ''primitiven'' Reflexe bleiben bestehen. Zusätzlich treten krankhafte (pathologische) Reflexe auf. Durch das Ausbleiben der Entwicklung physiologischer Reflexbahnen, kommt es zu einer Hemmung und Verlangsamung der motorischen Entwicklung.
Symptome
Bei der infatilen Zerebralparese sind der Muskeltonus, die Muskelstärke, die Muskelkoordination und die Bewegungsabläufe unterschiedlich stark betroffen. Es wird zwischen verschiedenen Formen der Bewegungs- und Haltungsbesonderheiten unterschieden, jedoch handelt es sich in der klinischen Ausprägung meistens um Mischformen.
[1] Der Lange, Infantile Zereparese, S. 3
[2] Vgl. Eisenlohr, Frank, Frühkindliche Hirnschädigung, Infantile Zerebralparese, S. 1